Oberhausen – Saporischschja

Porträt einer NRW-ukrainischen Städtepartnerschaft

Die Kurzporträts nordrhein-westfälisch-ukrainischer Partnerschaften bieten einen Überblick, Tipps, Best Practices – nutzen Sie sie als Ideenfundgrube für eigene Projekte, oder als Anstoß zu Austausch und Vernetzung.

Interview mit Desbina Kallinikidou, Stadt Oberhausen

1. Wie sind Sie zusammengekommen, woher stammte der Erstkontakt?
1974 reiste eine Gruppe von Gewerkschaftlern der IG Metall unter der Leitung von Heinz Schleußer in die sowjetische Stadt Saporischschja. Oberhausen war zu der Zeit auch noch ein Standort der Stahlproduktion. Es fand ein Ritual unter Stahlkochern statt – die Freundschaftsschmelze.

2. Was waren die Auswahlkriterien und Motive? Gab bzw. gibt es Ansätze für gemeinsame Projekte?
Der Ansatz war die Stahlproduktion in beiden Städten, beide Städte sind von der Industrie geprägt.

3. Hatten Sie im Vorfeld Kontakt mit anderen Kommunen / sonstigen Akteuren? Leisten Sie Nothilfe und sind darüber hinaus eine Solidaritätspartnerschaft eingegangen?
Die Stadt Oberhausen hatte den langjährigen Kontakt zu Saporischschja, so dass nach Ausbruch des Krieges die Hilfe fast ausschließlich nach Saporischschja ging.

4. Was waren bisherige Erfolge Ihrer Partnerschaft?
In den vielen Jahren der Städtepartnerschaft gab es sehr viele Erfolge:

  • viele Schulpartnerschaften, die kontinuierlich den Austausch pflegten.
  • Kontinuierlichen Jugendaustausch
  • Kultur- und Sportaustausch über viele Jahre
  • Aufnahme von Kindern in Oberhausen nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl
  • Humanitäre Hilfe für bedürftige Menschen in Saporischschja über den Förderkreis Saporoshja e.V. bis zum Jahr 2008
  • Hilfsprojekte für Waisenkinder über den Verein Oberhausen hilft e.V.
  • Gemeinsame Projekte der Stadtverwaltungen zu den Themen Bürgerbeteiligung, zivilgesellschaftliches Engagement
  • Aufnahme von vielen Kriegsflüchtlingen durch private Haushalte ab März 2022
  • 18 Hilfstransporte aus der Stadt Oberhausen in die Stadt Saporischschja
  • Eine große Weihnachtsgeschenke-Aktion für Kinder in Saporischschja. 2.000 Päckcken wurden von Bürger:innen aus Oberhausen gespendet.
  • Kunstausstellung „Records of Resistance“ der Künstlergruppe Biruchiy, die in Saporischschja ihren Ursprung hat, zum Gedenken an den Ausbruch des Krieges vor einem Jahr.

5. Ihr Tipp an andere Kommunen und Kreise: was sind gute Wege, um Fördermittel / Spenden zu erhalten?
Die Einbindung der Zivilgesellschaft und möglichst vieler Akteure wie Schulen, Vereine, Betriebe etc ist sehr hilfreich.

6. Wie steht es mit den personellen Mitteln für die Partnerschaftsbetreuung?
Es sind genügend personelle Mittel im Büro für Interkultur vorhanden.

7. Inwieweit sind kommunale Versorger in die Partnerschaft eingebunden?
Bisher sind noch keine kommunalen Versorger eingebunden.

8. Wie ist die Zivilgesellschaft Ihrer Kommune eingebunden?
Durch die langjährigen Kontakte und viele persönliche Kontakte, die über die Jahre entstanden sind, ist die Zivilgesellschaft in vielfacher Art eingebunden.
Neben dem Verein Oberhausen hilft e.V. engagiert sich auch die Liberale Jüdische Gemeinde Perusch, Kultur im Turm e. B. (kitev) sehr stark sowie viele weitere Akteure.

9. Konnten Sie im Rahmen von Kooperationen mit anderen NRW-Kommunen/ Kreisen Synergien nutzen oder planen Sie solche?
Der Austausch mit anderen Kommunen und die Zusammenarbeit mit der Stadt Magdeburg, die auch mit Saporischschja verpartnert ist, war immer hilfreich.

10. Inwieweit sind Ihre anderen internationalen Partnerschaften in die Partnerschaft mit der Ukraine eingebunden?
Bisher sind sie nicht eingebunden.

11. Sind auf Seiten Ihrer Stadt Personen aus der ukrainischen Auslands-Community und / oder Geflüchtete aus der Ukraine in der Partnerschaft aktiv?
Ja, die Kollegin aus der Abteilung Internationales der Stadt Saporischschja und weitere Teilnehmende der gemeinsamen Projekte bringen sich weiterhin in die Partnerschaft ein. Viele Lehrerinnen aus den Partnerschulen arbeiten an Oberhausener Schulen.

12. Gibt es weitere Akteure in der Partnerschaft, oder weitere Bereiche, in denen Kontakte bestehen und Austausch stattfindet (z.B. zwischen Schulen, Hochschulen, Kliniken, Unternehmen, im Bereich Kultur, Sport etc.)?
Nicht alle Kontakte sind bekannt: Schulen, der Verein Oberhausen hilft e.V., die Liberale Jüdische Gemeinde, der Rotary Club Oberhausen, zwei Kanusportvereine etc. sind aktiv. Eine Kooperation von Krankenhäusern ist für 2024 geplant. Chöre aus beiden Städten werden im Februar2024 in einem Online-Projekt gemeinsam der Opfer des Krieges gedenken. Es wird ein Gastspiel des Theaters „Vie“ aus Saporischschja am Theater Oberhausen geben, das sich mit dem Krieg auseinandersetzt.


Frau Kallinikidou, wir danken Ihnen für das Interview.

Das Interview führte Beate Brockmann

Fotos: pixabay

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