Bericht 3. Informationsveranstaltung

“Kommunale Unternehmen in der Ukraine-Hilfe”

Im Projekt „Reallabor Kommunaler Aufbaupartnerschaften NRW-Ukraine“ bietet die Netzwerkstelle Städtepartnerschaften der Auslandsgesellschaft.de e.V. engagierten Kommunen und Kreisen in NRW eine Plattform zu Austausch und Vernetzung bei ihrer Ukraine-Hilfe. Dabei wechseln sich die Formate „Fachaustausch“ und „Kollegialer Austausch“ monatlich ab.

Zu unserem dritten Fachaustausch luden wir gemeinsam mit dem Verband Kommunaler Unternehmen e.V., Landesgruppe Nordrhein-Westfalen (VKU NRW) ein. Dem VKU NRW gehören 335 Kommunen und kommunale Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft und Telekommunikation an.

Seit Februar 2022 unterstützt eine Reihe deutscher Betreibergesellschaften die Ukraine bei der Wiederherstellung der durch die russischen Angriffe zerstörten kommunalen Infrastruktur – ob auf eigene Initiative, gemeinsam mit ihrer Kommune, im Rahmen des VKU oder in der Initiative Water4Ukraine. Wie diese Unterstützung aussieht, wie man sie organisiert, welche Herausforderungen damit verbunden sind, aber auch, welche Potentiale Betreiberpartnerschaften mittel- und langfristig für die Ukraine bedeuten, das war das Thema des dritten Fachaustauschs.

Der VKU NRW und die Task-Force „Ukraine-Hilfe“ des VKU e.V.

Nach einer Begrüßung durch den Leiter der Netzwerkstelle Städtepartnerschaften, Dr. Kai Pfundheller, stellte Dr. Andreas Hollstein, Geschäftsführer der Landesgruppe NRW des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) e.V., diese vor: mit einem fünfköpfigen Team kümmert sie sich um die Belange der nordrhein-westfälischen Mitglieder und hält die Verbindung mit dem Team des VKU Bund in Berlin.  

Aus Dr. Hollsteins Sicht ist ein Engagement für die Ukraine des VKU und seiner Landesverbände von größter Bedeutung – so geht es bei der Unterstützung um die Wiederherstellung von Infrastruktur, die Voraussetzung dafür darstellt, dass Menschen in der Ukraine weiterleben und ihren Alltag bewältigen können, bzw. die Geflüchteten eine Rückkehrperspektive haben. Zudem kann die Hilfe aus NRW die Ukraine dabei unterstützen, sich in Richtung Europa zu orientieren, mit einem EU-Beitritt als Perspektive. Eine Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Kommunalen Unternehmen hier in NRW in dieser Unterstützung macht dabei unbedingt Sinn. Dafür, so Hollstein, gebe es auch sehr gute Unterstützung von Seiten der Landesregierung, und durch die eigene Regionalpartnerschaft des Landes mit der ukrainischen Oblast Dnipropetrowsk.

Mit dem Wiederaufbau in der Ukraine müsse es aber bereits jetzt schon losgehen, das sei auch bereits der Fall. Damit diese große Aufgabe gelingen kann, braucht es das vielfältige Engagement, das in die Breite getragen werden muss – denn auch kleiner Kommunen können mit kleineren Hilfsprojekten dabei sehr viel ausrichten.

Als ehrenamtlicher Polonia-Beauftragter für Nordrhein-Westfalen ging Hollstein zudem auf die enormen Unterstützungsleistungen ein, die das Nachbarland Polen und auch zahlreiche polnische Städte bereits für die Ukraine geleistet haben und weiter leisten, in Bezug auf Hilfslieferungen ebenso wie bei der Aufnahme Geflüchteter. Aufgrund der besonderen Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine auf der einen, Deutschland und Polen auf der anderen Seite liegt in dieser trilateralen Beziehung großes Potential für die Zukunft.

Die Initiative Water4Ukraine und das Engagement der WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH

Elmar Thyen von der WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH schilderte im Anschluss, wie ihn gleichsam per Zufall zu Beginn des russischen Angriffs eine Hilfsanfrage aus der Ukraine erreicht hatte, welche er direkt aufnahm und so mit einem ersten Hilfstransport wenige Wochen später sein bis heute dauerndes Engagement als Koordinator der damals aufgesetzten Water4Ukraine-Initiative begann.

Dabei handelt es sich um eine Initiative des Smart City-Vereins Civitas Connect, der sich über 40 kommunale Partner sowie auch Privatpersonen angeschlossen haben – ein Bündnis, das sehr breit aufgestellt ist und nicht nur Unternehmen im Bereich der kommunalen Betreibergesellschaften umfasst.

Thyen warnte insbesondere davor, bei der Hilfe jetzt nachzulassen, wo der Winter erneut vor der Tür steht und damit wieder sogenannte „Brownouts“ und Blackouts in der Ukraine drohen. Alles, was jetzt noch im Rahmen der Nothilfe in die Ukraine gebracht werden könne an Hilfsgütern sei hilfreich. Ebenso wie Hollstein plädierte er für einen sofortigen Wiederaufbau kommunaler Infrastruktur in der Ukraine und brach mit Blick auf die EU-Ambitionen des Landes eine Lanze für einen Wiederaufbau im Rahmen der EU-Normen. Insbesondere das Problem der Wasserverluste im Leitungssystem müsse dabei in den Blick genommen werden. Thyens Ansicht nach hat sich das Problem der Korruption in der Ukraine in den letzten Jahren rapide verbessert. Dennoch bleibe einiges zu tun, um insbesondere die kommende Generation auf eine europäische Kooperation vorzubereiten. Für den Wiederaufbau trotz unsicherer Perspektiven im Hinblick auf den Kriegsfortgang sprächen zahlreiche Argumente, auch jenseits der humanitären Hilfe. Thyen machte auch auf die schwierige Situation der kommunalen Betreiberstrukturen in der Ukraine aufmerksam, bei denen ein erheblicher Anteil der Mitarbeitenden aktuell an der Front einsetzt sei, was zu großer Mehrbelastung der noch verbliebenen Mitarbeitenden vor Ort in den Wasserwerken und andere Infrastruktur führe.

Erfahrungsbericht der Stadtwerke Krefeld SWK: Koordination von Hilfsangeboten für die Ukraine  

Tim Bertels, zuständig für Konzernkommunikation bei den Stadtwerken Krefeld SWK, berichtete dann von seinen Erfahrungen bei der Koordination von Hilfsangeboten für die Ukraine innerhalb des breit aufgestellten Konzerns. Dabei hob er besonders den guten Zusammenhalt in Krefeld, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Partner action medeor aber auch mit der Initiative Water4ukraine hervor. Von Mitarbeiteraktionen über Unternehmensspenden bündelte die SWK gleich mehrere Aktionen in unterschiedlichen Bereichen, die von ihren SWK-Konzerntöchtern durchgeführt worden waren. Mit einer Pressekonferenz zum Auftakt und einer durchdachten Kommunikation konnten so viele Projekte realisiert und viel öffentliche Unterstützung gewonnen werden.

In der anschließenden Fragerunde kam es zu einem lebhaften Austausch zwischen den Vertreter*innen der teilnehmenden Kommunen und Vereinen, die in der Ukraine-Hilfe tätig sind. So wurde von Thyen ein Appell an die Verkehrsbetriebe ausgesprochen, trotz der aktuell dort herrschenden Unsicherheit weiterhin Busspenden für die Ukraine zu berücksichtigen, da sie besondere Assets für die Situation vor Ort darstellten. Des Weiteren wurde die Bedeutung der Unternehmensspitze, bzw. auch der Stadtspitze bei derartigen breit aufgestellten Unterstützungsaktionen mehrfach betont: ohne die Rückendeckung und auch Initiative von der Spitze sei ein solcher Einsatz nicht denkbar. Mit einem Hinweis auf die Möglichkeit der Förderung von Ukraine-Hilfe durch die Landesebene sowie auch auf die Möglichkeit der Vernetzung auf der Plattform für Betreibergesellschaften der GIZ durch Vertreter beider Institutionen endete die Veranstaltung, die erneut Gelegenheit zur Vernetzung der Kommunen untereinander zum weiteren bilateralen Austausch zu konkreten Projekten geboten hatte.

Präsentation Stadtwerke Krefeld SWK | Tim Bertels | –> Präsentation auf Anfrage

Der nächste „Kollegiale Austausch“ im Rahmen des Projekts „Reallabor Kommunaler Aufbaupartnerschaften NRW-Ukraine“ findet am 30. November 2023 statt.

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Die Festigung der Städtepartnerschaften in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit Kommunen und Zivilgesellschaft steht im Mittelpunkt unseres Projekts.

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